Donnerstag, 15. Januar 2015

Als Altenburg vor bald 1000 Jahren in den "Investiturstreit" geriet...

Als ich dieser Tage zu Besuch bei unseren Freunden im Geschichts- und Heimatverein Lichtenstein war, durfte ich aus deren Sammlung einige Bücher über das Kloster Zwiefalten mitnehmen. Mich interessierte dies natürlich, weil ja das Kloster Zweifalten ursprünglich mal in Altenburg errichtet werden sollte - wie uns der Mönch Ortlieb berichtet. Die einen sagen, zum Glück nicht, weil dann noch mehr Autos durch die Donaustraße fahren würden, die anderen bedauern es, weil wir dann nicht nur zuhause weltberühmt wären. Auf jeden Fall durchstöberte ich die zum Teil aus den zwanziger Jahren stammenden Werke und da fand ich etwas, das vielleicht den Historikern hier bestens bekannt ist, aber für mich neu war. Und weil ich mir vorstellen kann, dass ich mit meiner Unkenntnis nicht ganz allein bin, will ich das, was ich aus diesen Schriften erfuhr, mal hier zitieren. Denn es zeigt den großen, historischen Zusammenhang auf, vor dem die Gründung des Klosters in Zwiefalten stattfand.
"Der Kampf zwischen Kaiser Heinrich IV. (1056-1106) und Papst Gregor VII. (1073-1085) war die unmittelbare Ursache der Gründung des Klosters in Zwiefalten. Das gräflich Achalmsche Geschlecht, dem Zwiefalten gehörte, trennte sich in ein kaiserliches und in ein päpstliches Lager. Die zwei zur kaiserlichen Partei gehörenden Brüder, Bischof Wernher von Straßburg und Egino von Achalm, wurden mit dem Kirchenbann belegt, die beiden anderen, Kuno und Liutold, waren päpstlich. Ihnen fiel das Erbe der anderen Geschwister zu, da aber auch sie keine Leibeserben hatten, entschlossen sie sich ein Kloster zu gründen. Am 8. September 1089 wurde die Gründung von den gräflichen Stiftern in Anwesenheit des Abtes Wilhelm von Hirsau vollzogen. Mönche aus Hirsau siedelten sich an..." (Ernst Fiechter, "Zwiefalten", Augsburg, 1927)
Beim Investiturstreit ging es um die Frage, wer Bischöfe und andere kirchlichen Würdenträger ernennen darf, die Kirche selbst oder die weltliche Regierung.
Man könnte also sagen: Altenburg, das bis 1400 zum Kloster Zwiefalten gehörte, war also auf der päpstlichen Seite. Nicht ganz: Dieser Wernher von Achalm, der auf der kaiserlichen Seite stand und deshalb mit Kirchenbann belegt worden war, gehörte ursprünglich Altenburg und hatte 1070 hier eine Kapelle errichten lassen, die dem Heiligen Nikolaus gewidmet war. Er starb 1077 und sein Erbe ging an die "päpstliche Seite", an die Brüder Kuno und Luitpold. 1090 wurde Altenburg im Rahmen der Stifung dieser beiden Brüder Teil des Klosters. Es hätte aber auch genau umgekehrt laufen können. Zwiefalten wäre ein Teilort von Altenburg geworden. Ob soviel Promenenz im Vorort den Reutlingern gefallen hätte...
Genug der Spekulationen und Kaffeesatzleserei - die Arbeit ruft.
Raimund Vollmer


2050: im Rahmen einer neuen Gebiets- und Verwaltungsreform wurde das Kloster Zwiefalten nach Altenburg verlegt, dem Ort, in dem es ursprünglich auch angesiedelt werden sollte.

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